Narzisstische Großeltern

Narzisstische Großeltern

Die Großeltern spielen eine bedeutende Rolle im Umgang mit Narzissmus in der Familie.

Kein Kind wird als Narzisst geboren. Narzissmus ist eine psychische Störung, die durch emotionale Vernachlässigung und gleichzeitige Überhöhung ohne echtes Interesse am Kind durch die Eltern gefördert wird.

Fehlende Empathie und echte Zuneigung hinterlassen beim Kind Defizite, die auch im Erwachsenenalter schwer oder gar nicht zu füllen sind. Ist das Kind selbst mit diesem Mangel aufgewachsen, gibt der Narzisst diesen in gleicher Form an seine Kinder weiter.

Wer in der Familie mit Narzissmus oder narzisstischem Missbrauch konfrontiert ist, hat sich oft schon gefragt, woher der Narzissmus seinen Ursprung hat: Narzissten erziehen Narzissten. Wer einen narzisstischen Elternteil hat, kann keine emotional stabile und gesunde Bindung zu seinen Eltern aufbauen. Das soll den narzisstischen Missbrauch keinesfalls schmälern, rechtfertigen oder verharmlosen. Es ist lediglich eine Erklärung für das destruktive Verhalten, aber keine Entschuldigung: Jeder Erwachsene, der in einem toxischen Familiensystem in seiner Rolle bleibt, entscheidet sich bewusst dafür.

Bei den Großeltern findet der Narzisst oft seine größten Unterstützer, besonders wenn der narzisstische Elternteil selbst als Lieblingskind oder geliebtes Kind aufgewachsen ist. Hier kann der erwachsene Narzisst nichts falsch machen und wird bei Kritik von außen vehement und unreflektiert „geschützt“. Doch wer wen schützt, ist im toxischen Familiensystem ein Kreislauf, der nur eines zum Ziel hat: den Missbrauch zu verbergen.

Ist das ungeliebte Kind nun der erwachsene Narzisst mit eigener Familie, erfährt er zwar keine vehemente Unterstützung durch die eigenen Eltern, doch wird niemand sein Verhalten verurteilen oder ansprechen. Die oberste Priorität bleibt, alles „normal“ erscheinen zu lassen – und das funktioniert am besten durch aktives Wegschauen.

Die fehlende Wertschätzung gegenüber dem erwachsenen Kind zieht sich wie ein roter Faden durch die Familienstrukturen.

Narzisstische Großeltern helfen nicht, aber verurteilen gern.

Wird die narzisstische Mutter Großmutter, ist sie keine fürsorgliche und liebevolle Großmutter, sondern spielt diese Rolle nur. Es gibt keine andere Möglichkeit. Das Konzept von selbstloser und fürsorglicher Liebe ist ihr völlig fremd. Ehrliche Zuwendung und Aufmerksamkeit existieren nicht. Bei Neugeborenen und Babys können narzisstische Großeltern durchaus „ehrliches“ Interesse und emotionale Zuwendung zeigen, doch sobald die Kinder ihre eigene Persönlichkeit zum Ausdruck bringen wollen, steht der Narzisst vor dem gleichen Problem wie mit seinen eigenen Kindern.

Eigener Wille bedeutet für ihn Kritik an der eigenen Person – auch für die narzisstischen Großeltern. Die typischen Verhaltensweisen einer narzisstischen Mutter zeigen sich daher in mehr oder weniger ausgeprägter Form auch als Großmutter. Die Intensität des narzisstischen Missbrauchs durch die Großeltern hängt davon ab, wie viel Zeit sie mit den Enkeln verbringen, ob Treffen allein stattfinden und – es muss klar gesagt werden – von der Blindheit der Eltern.

Grundsätzlich betonen narzisstische Großeltern vor allem eines immer wieder: ihre Sonderrechte als Großeltern. Ganz nach dem Motto „Was deins ist, ist auch meins“ macht die Übergriffigkeit des Narzissten auch vor dem Enkelkind nicht halt. Gegenüber den frischgebackenen Eltern heißt das: „Ich mache, was ich will, ich weiß es besser“, „Ich habe besondere Rechte“, „Zu meiner Zeit hätte man das so und so gemacht“ usw. Gegenüber dem Enkelkind, wenn es älter ist: „Wir machen, was ich will“, „Ich gebe dir etwas (Geschenke), dafür will ich aber auch etwas von dir“ usw.

Narzisstische Großeltern wollen natürlich Zeit mit ihren Enkeln verbringen, doch da echte Fürsorge nicht existiert, hat das immer einen Haken für die Neu-Eltern.

So mag von der narzisstischen Großmutter das Angebot kommen, mit dem Baby im Kinderwagen spazieren zu gehen. Doch typisch narzisstisches Verhalten wäre es, länger als abgesprochen unterwegs zu sein und gleichzeitig nicht erreichbar zu sein, weil das Handy aus ist oder vergessen wurde. Dass die Eltern zu Hause voller Ungewissheit warten und leiden, ist gewollt. Hat die narzisstische Großmutter Lust auf einen langen Spaziergang, dann macht sie das – auch wenn das Baby schreit.

Vorher getroffene Absprachen werden ignoriert, denn: Die narzisstische Oma weiß es besser.

Das Ergebnis: gestresste Eltern und eine zufriedene Großmutter, deren Narzissmus befriedigt wurde. Sie hatte in der Situation die absolute Macht – sowohl über das Enkelkind als auch über die erwartete Reaktion der Eltern. Nicht die Eltern bestimmen, wie lange sie Zeit mit ihrem Enkel verbringt, sondern sie allein gibt vor, wie viel Zeit sie mit den Enkeln verbringen möchte. Hat sie Lust auf einen zweistündigen Spaziergang? Dann macht sie das, ungeachtet der Wünsche der Eltern oder des Kindes. Hat sie Lust, nur kurz mit ihrem Enkelkind zu spielen? Dann macht sie das. Will sie ihr Enkelkind jeden Tag sehen? Dann macht sie das. Die narzisstischen Bedürfnisse stehen immer über den Bedürfnissen des Kindes – egal, wessen Kind es ist.

Narzisstische Großeltern spielen nicht fair: Nicht jedes Enkelkind bekommt die gleiche Aufmerksamkeit der narzisstischen Großmutter. Besonders wenn die Kinder älter werden, setzt sich die Ungleichbehandlung fort. Dabei folgt es einer sehr einfachen Regel: Die Kinder des Schwarzen Schafes sind diejenigen, die eindeutig weniger Aufmerksamkeit, weniger Geschenke, weniger Zeit bekommen. Das erscheint nur logisch – in der Welt des toxischen Familiensystems.

Die Unfähigkeit, die Grenzen anderer zu respektieren, macht auch vor dem Enkelkind nicht halt. Narzisstische Großeltern nehmen keine Rücksicht auf die einzigartige Persönlichkeit des Kindes. Eine narzisstische Großmutter ist dazu nicht in der Lage. Wenn sie als Mutter nicht bereit war, ihren Kindern Raum für Individualität und Gefühle zu geben, wie sollte sie es bei ihrem Enkelkind tun? Die typischen Verhaltensmuster, die Manipulationen, die emotionale Unreife, sowie die Starrheit in Denken und Handeln zeigen sich ebenfalls in der Rolle der Großeltern.

Es gibt dabei eine einfache Regel: Narzisstische Eltern wollten nie Eltern sein. Sie wollten Kinder, die ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Selbstüberhöhung spiegeln und ihnen ihren Selbsthass abnehmen. Sie wollen blinde Liebe und blinde Loyalität. Als Großeltern wollen sie exakt das gleiche.

Du möchtest mehr über die Familie als Konstrukt lesen?


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert