Der narzisstische Vater

Der narzisstische Vater

Der narzisstische Vater ist ein Mann, der innerhalb seiner sicheren vier Wände nur in seiner Komfortzone lebt. Während er nach außen hin einen aktiven, selbstsicheren und eventuell beruflich erfolgreichen Lifestyle präsentiert, ist seine Darstellung eines „Vaters“ wenig an Aktivität oder Interesse gekoppelt.

Die Familie ist im Gegensatz zur narzisstischen Mutter die Bühne, wo seine Darstellung aufhört. Der narzisstische Mann möchte von seiner Umgebung nicht als schlechter Vater gesehen werden, doch wird auch wenig bis gar nichts unternommen, um dieses Bild von der guten Elternfigur zu stabilisieren.

Ebenso wie bei der narzisstischen Mutter sind die anderen Familienmitglieder dazu angehalten, ihre Rollen und Aufgaben um den narzisstischen Vater zu spielen. Während er es sich in seiner Komfortzone „bequem“ machen kann. Die restlichen Familienmitglieder sind dazu „programmiert“: Sie erledigen all das, wozu er sich zu schade ist.

So wird er sich irgendwann nicht einmal mehr die Mühe machen die Fassade der heilen Familie aufrecht zu erhalten, das machen andere. Er wird sich nicht die Mühe machen, ehrliches Interesse am Leben zu zeigen, das machen andere. Er wird sich nicht die Mühe machen, emotionale Bedürfnisse zu stillen, das machen andere. Auch alltägliche Erledigungen werden nach einer Zeit und je nach Aufopferungsbereitschaft der restlichen Familienmitglieder einfach nicht mehr gemacht, denn: selbst das erledigen andere.

Das Ziel eines narzisstischen Vaters mit Gründung einer Familie: Menschen, die ihm all seine Bedürfnisse erfüllen und ihm das Leben so bequem wie möglich machen sollen.

Auch der narzisstische Vater wird sich niemals entschuldigen, erklären und nicht einmal Ausflüchte finden müssen für offensichtliches Fehlverhalten seinerseits. Auf erkanntes Fehlverhalten seinerseits wird er mit Aggression und Abwertung reagieren. Entweder wird mit emotionaler Erpressung auf die Widerworte reagiert oder der narzisstische Vater wird sich ebenfalls schnell in seiner Opferrolle wiederfinden.

Ebenso wie die narzisstische Mutter stellt auch der narzisstische Vater willkürliche Regeln für die restlichen Familienmitglieder auf, deren Einhaltung für den scheinbaren Familienfrieden sorgen soll. Werden diese Regeln jedoch gebrochen, so muss auch hier mit Bestrafung und Ignoranz gerechnet werden.

Da die restlichen Familienmitglieder alle ihre Rollen und Aufgaben zu erfüllen haben, sind sie es auch, die die nötigen Erklärungen und Ausreden für den narzisstischen Vater finden werden. Wie auch bei der narzisstischen Mutter ist es oft das Lieblingskind bzw. das Geliebte Kind, welches gut darin ist das negative Verhalten des narzisstischen Vaters positiv erklären zu wollen.

Nur die Person selbst, der Narzisst, muss sich nicht erklären. Sieht der narzisstische Vater keine Lösung im aggressiven Verhalten, wird er sich konsequent in Schweigen üben, um die von ihm ausgelöste Problematik „auszusitzen“. Silent Treatment oder willkürliche Aggression und Jähzorn: Der narzisstische Vater bestimmt die Regeln – und die Bestrafungen. Denn auch der narzisstische Vater hat kein Interesse daran, Konflikte zu lösen und die Harmonie innerhalb der Familie wiederherzustellen. Erstens, da die Konflikte von seiner zerstörerischen Persönlichkeit ausgehen und zweitens: für den Familienfrieden sind andere zuständig.

Die Rollenverteilung in solchen Familien ist oft sehr starr und beinhalten, dass der narzisstische Vater keine aktive Rolle im Familienleben oder der Organisation übernimmt. Im Gegensatz zur narzisstischen Mutter, die ihren Selbstwert aus dem Gefühl herauszieht, gebraucht zu werden bzw. sich aufopferungsvoll um alle zu kümmern und genauso von ihrer Umgebung wahrgenommen werden möchte – spielt die Familie für den narzisstischen Vater immer nur die zweite Geige.

Die Gründung einer Familie ist eine gesellschaftliche Voraussetzung, um als erfolgreiches und „normales“ Individuum zu gelten. Doch seinen Selbstwert zieht er aus seiner Karriere und den tatsächlichen sichtbaren Leistungen wie Geld oder Status. Die Familie ist schmückendes Beiwerk, ein Publikum, das an den richtigen Stellen applaudiert.

Diese Familie soll ihm jedoch auch stets seine erlebte Selbstüberhöhung und Perfektion spiegeln, obwohl er doch so wenig Aktivität an den Tag legt, um diese zu spielen.

Erreichen kann er dies am einfachsten indem er alle Familienmitglieder unter seiner Kontrolle hält. Insbesondere bei Mädchen und jungen Frauen spielt hier die Idee eines „braven“ Mädchens, das nicht laut zu sein oder keine Widerworte zu geben hat, eine große Rolle. Hier ist die Gefahr groß, dass die Mädchen ihren Vätern gefallen wollen und leicht in ihre Rolle fallen, und „funktionieren“ wollen, um Anerkennung vom Vater zu bekommen.

Die Söhne hingegen sind oft die direkte Konkurrenz des Vaters. Ihnen wird der narzisstische Vater aktiv Steine in den Weg legen, um zu verhindern, dass sich die Kinder selbstbewusst und selbstsicher entwickeln dürfen. Die restlichen Familienmitglieder üben sich in perfekter Anpassung und ducken sich vor der Unberechenbarkeit des narzisstischen Vaters. Doch die Angst ist nicht nur auf das Ausleben eigener Emotionen bezogen, sondern insbesondere auf den Ausdruck wahrer Emotionen gegenüber dem narzisstischen Vater. Für Empörung, Groll oder gar Kritik hat der narzisstische Vater wahrlich kein Ohr. Sie haben schlichtweg nicht zu existieren.

Der narzisstische Mann wird jedoch im Gegensatz zur narzisstischen Mutter niemals seinen Selbstwert aus seiner Rolle des Vaters ziehen können – dafür fehlt der gesellschaftliche Druck. Die gesellschaftliche Erwartungshaltung gegenüber der Rolle der Mutter eine andere wie die des Vaters. Ein Vater MUSS nicht zwingend eine intern wichtige Rolle spielen, so lange nach außen hin die Rolle des Versorgers gespielt wird, wird der narzisstische Vater wenig Kritik für seine fehlende Zuneigung und sein Interesse gegenüber seiner Familie bekommen. Die Familie ist deshalb immer nur das Anhängsel für einen erfolgreichen, unabhängigen Mann.


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