Die Drama Queen

Die Drama Queen

Die Drama Queen umringt, wie ihr Titel schon verrät: Das ewige Drama.

Hier gibt es immer Probleme, Sorgen, Konflikte, Zweifel, Krankheiten usw. Für diese Narzisstin gibt es grundsätzlich keine Lösungen für Probleme und die Konflikte werden stets von unbeteiligten Dritten angezettelt. Die Drama Queen ist für keines ihrer Probleme selbst verantwortlich und sucht die Schuld immer beim Gegenüber.

Sie wechselt im Alltag gerne zwischen der Rolle der selbstbewussten Frau und dem hilfsbedürftigen Opferlamm – je nachdem welche Situation welche Rolle erfordert. Sowohl die Rolle der selbstbewussten, eigenständigen Frau ist als Schauspiel zu betrachten, wie auch die Opfermentalität.

Denn beides wird bis aufs Extremste ausgereizt, fühlt sich die Narzisstin in ihrer Wahrnehmung in irgendeiner Form bedroht. Insbesondere finanziell hat es diese Narzisstin oft schwer, da ihr „eigenständiger“ Lifestyle gewisse materielle Güter voraussetzt, den sie jedoch, wenn sie keinen finanziell stabilen Ehemann hat, schlecht ausleben kann. Sie ist stets darauf bedacht von ihrer Umwelt in einer diesen Rollen wahrgenommen zu werden und dazu benötigt sie eben das richtige Setting und die richtigen Statisten um sich herum.

Diese Narzisstin lebt in einer Traumwelt, in der sie alles verdient, jedoch nichts dafür tun möchte: Das müssen andere für die machen. Das richtige Setting sind deshalb eine schöne, saubere Wohnung, neue Kleidung, teurer Schmuck, eine gepflegte Erscheinung, ein teurer Lebensstil mit regelmäßigen Urlauben, regelmäßigen Restaurantbesuchen etc. Die richtigen Statisten sind: Ein Partner, der ihr Geld verdient, Kinder, die ihr loyal ergeben sind, Familienmitglieder und Freundinnen, die ihr bei allem zustimmen, eine Haushaltshilfe, ein Anwalt etc.

Kritik akzeptiert die Drama Queen nicht und wird jeden, der ihr Schauspiel in Frage stellt, denunzieren und ignorieren. Tanzt einer ihrer Statisten aus der Reihe – in welcher Form auch immer – wird er deshalb entweder einer Schmähkampagne ausgesetzt oder es wird – wenn die emotionale Nähe besteht – mit Selbstmord gedroht. Letzteres ist leider ein beliebtes Mittel für diese Narzisstinnen, was ihr die Opferrolle zumindest in dieser Situation sichert.

Die eigenen Kinder und Familienmitglieder, die ihr Kontra geben, werden so wieder auf die „richtige“ Spur gebracht. Denn welches Kind möchte verantwortlich sein für den Selbstmord eines Elternteils? Um diese unendlichen Schuldgefühle weiß die Narzisstin und nutzt es zu ihrem Vorteil. Sie ist in ihrem Inneren eine Sadistin, die das Leid anderer erfreut. Und so lange sie ihre Statisten manipulieren und kontrollieren kann, ist sie zufrieden. Und dafür ist ihr jedes Mittel recht.

Mit der Androhung des eigenen Selbstmordes schlägt sie gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe:

1. Obwohl sie selbst die Auslöserin und ursächlich für den vorherrschenden Konflikt und Ärger ist, muss sie keine Verantwortung dafür übernehmen. 2. Die Schuld liegt immer beim Gegenüber.

3. Alle Kritik und heftige Emotionen, die sich (berechtigterweise) gegen sie gerichtet haben, hören mit einem Schlag auf.

4. Sie sichert sich das Mitgefühl andere Parteien, die nicht in das Geschehen involviert waren, aber nun von der Narzisstin mitinvolviert werden.

5. Die Aufmerksamkeit ist ihr wieder sicher.

6. Sie wird von der Täterin ganz schnell zum Opfer.

Für die Drama Queen ist diese Situation eine wahre Wonne, denn sie kann mit den Emotionen aller Beteiligten spielen und diese von der berechtigten Kritik abbringen und in die von ihr gewollte Richtung lenken: Man macht sich Sorgen um sie.

Das Drama ist wieder auf ihrer Seite und sie in ihrer Paraderolle, die des Opfers. Gleichzeitig wird sie sich natürlich auch aus dieser schwierigen Lebenslage befreien und wird wieder die Rolle der selbstbewussten Frau einnehmen, wenn das Interesse ihrer Umwelt an ihrer dramatischen Geschichte abnimmt.

Das Spiel mit Krankheiten ist dabei ein beliebtes bei der Drama Queen. Sie wird niemals müde werden, Krankheiten oder Unfälle vorzutäuschen, so lange diese sie aus einer misslichen Lage befreien können. Gerade dann, wenn diese missliche Lage von ihr selbst provoziert wurde, beispielsweise bei der Arbeit, wird das Vortäuschen von diversen Krankheiten zum beliebten Mittel um sich längerfristig aus der Verantwortung zu ziehen. Dabei sind der Narzisstin keine Wege zu diversen Ärzten oder Krankenhäusern zu lang, kein Symptom zu klein und kein Gejammer zu groß. Denn auch dies ist wieder ihre Paraderolle: Die des Opfers. Und einer kranken Person würde niemand absichtlich Schaden zufügen wollen. Oder?

So lange sich diese Narzisstin frei zwischen ihren beiden Paraderollen bewegen kann, ist sie in ihrer Komfortzone. Jeglicher Verantwortung entzieht sie sich durch das Spielen des Opfers. Ihren übertriebenen Lebensstil lebt sie jedoch in ihrer Rolle der selbstbewussten, unabhängigen Frau.

Die Frage ist, wie passen diese Rollen zueinander? Wie kann es sein, dass Narzissten damit ihr Leben lang „durchkommen“?

Die Antwort liegt in dem gesellschaftlichen Umgang: Einem Menschen, der offensichtlich leidet, würde niemand noch mehr schaden wollen. Jemand, der offensichtlich krank ist, würde man nicht noch mehr aufbürden wollen. Das Zauberwort ist hier offensichtlich.

Der Fuß muss offensichtlich gebrochen sein. Die Schulter offensichtlich verletzt. Die mentale Verfassung offensichtlich angeschlagen, eindrücklich dargestellt durch Weinanfälle oder hysterische Zusammenbrüche. Und funktioniert all das nicht mehr, so wird eben mit Selbstmord gedroht: Denn noch offensichtlicher kann es ja nicht gezeigt werden, dass es der Narzisstin schlecht geht.

Die Narzisstin ist nämlich immer krank – wenn sie Publikum hat. 

Und hier liegt auch der größte Fehler bei der Einschätzung durch das Gegenüber: Jemand mit echten mentalen Problemen erzählt es nicht. Niemand mit Depressionen, Angststörungen oder mentalen Problemen macht daraus ein theatralisches Schauspiel. Mentale Krankheiten sind immer noch ein schwieriges Thema in der Gesellschaft und deren fehlende Akzeptanz macht es Betroffenen schwer sich dazu zu äußern, weshalb oft viel zu lange gewartet wird, bis sich professionelle Hilfe gesucht wird.

Das Gegenüber wird sich in diesem Fall gegenüber dem Narzissten erschrocken zeigen und das Bedürfnis haben, die Situation zu klären, zu vereinfachen, zu beruhigen – und das ist alles was die Narzisstin will.

Hier steht die fehlende Aufklärung über mentale Krankheiten und der emotionale Druck aus Angst und Schuld dem traurigen Schauspiel der Drama Queen gegenüber und spielen ihr in die Karten. Es muss noch einmal gesagt werden: Selbstmord als Resultat einer mentalen Krankheit wie Depression, ist eine tragische und furchtbare Entscheidung, die leider das Ende einer oft langwierigen Krankheit sind. Für die Betroffenen erscheint es als letzter Ausweg, bei denen Gedanken wie „Ich möchte niemandem mehr zur Last fallen“ ausschlaggebend sind. Dabei wird diese Entscheidung oft im Stillen getroffen und im Schweigen durchgeführt. Und die Hinterbliebenen würden sich wünschen, dass der Betroffene sein Schweigen gebrochen hätte.

Dieser Narzisstin geht es nicht um echtes Leid – es geht ihr um das Drama. Und dafür ist ihr jedes Mittel recht.

Achtung: Selbstmord bzw. die Androhung von Selbstmord ist hier nicht als Ergebnis einer schwerwiegenden Krankheit zu verstehen, sondern es wird als Teil einer oft langjährigen Inszenierung eines egozentrischen und gefühlskalten Erwachsenen verwendet. Selbstmord als Ergebnis eines langen psychischen Leidens, ist kein Vergleich zu dem dramatischen Schauspiel, das hier angewendet wird.

Auch Menschen mit narzisstischen Persönlichkeiten können sich natürlich als Teil einer narzisstischen Krise dazu entschließen ihrem Leben ein Ende bereiten. Jedoch kann auch dies als letzter Schritt verstanden werden sich ihrer Verantwortung zu entziehen und die Schuld auf Andere abzuladen.

Das aggressive und herzlose Drama der Narzisstin hat nichts mit realen Selbstmordabsichten zu tun und sollte nicht mit dem echten mentalen Leiden anderer Menschen verwechselt werden. Wer wirklich schon einmal mit realem Selbstmord konfrontiert war, der weiß: Da gibt es kein Drama, kein Geschrei, keine Androhungen – die Person leidet in ihrer endlosen Einsamkeit und trifft seine Entscheidungen schweigend und für sich alleine.


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