Wut und Hilflosigkeit

Wut und Hilflosigkeit

Wut als Emotion wird oft als Sekundäremotion „genutzt“, um schwierigere Emotionen nicht mehr fühlen zu müssen. Hinter der Wut stehen oft Gefühle wie Traurigkeit oder auch Hilflosigkeit.

Wer in einer toxischen Umgebung groß geworden ist, wird deshalb das Gefühl von Hilflosigkeit nicht nur erlebt haben, sondern auch ebenso häufig mit dieser alleine gelassen geworden sein.

Wer als Kind narzisstischen und emotionalen Missbrauch erfahren hat, der wurde bewusst in Hilflosigkeit gelassen, um z.B. die Machtposition und die Selbstüberhöhung der narzisstischen Eltern zu stärken.

Doch wo in einer gesunder Familie Bewältigungsmechanismen und Resilienz zur Verarbeitung gelernt werden sollen, werden in einer toxischen Familie Situationen der Hilflosigkeit und Machtlosigkeit der Kinder noch provoziert und gefördert. Das Ergebnis: Wir lernen, dass wir uns nicht selbst helfen können. Dass niemand uns helfen kann.

Das ist insbesondere für Männer ein schwer auszuhaltendes Gefühl, welches dann mit (übertriebenen) Aggressionen überdeckt werden soll. Auch sinnloser Aktionismus, eine allgemeine Unzufriedenheit, wie auch eine übergreifende Lethargie sind Zeichen einer permanent gefühlten Überforderung.

Wann Wut und Hilflosigkeit zusammen agieren, erkennt man auf der Verhaltensebene: Wer wütend ist, sich aber hilflos FÜHLT, wird zwar wütend kommunizieren, sich aber nicht wütend VERHALTEN. Denn Hilflosigkeit ist ein lähmendes Gefühl, ohne Aktionsgehalt.

Im Gegenteil zur echten Wut: Sie kann einen antreiben, kann zu Bewegung und Veränderungen führen, wenn sie als Motor eingesetzt wird, um die eigenen Grenzen beispielsweise neu festzulegen.

Hilflosigkeit hingegen lähmt uns. Wir fühlen uns ohnmächtig unseren Umständen ausgesetzt und kommen in keine (produktive) Handlung. Wir treten auf der Stelle, sind aber gleichzeitig unzufrieden damit. Man ist wütend darüber, doch hat keine Kraft etwas zu ändern.

Hier kann nur eine dauerhafte Lösung erreicht werden, wenn die Hilflosigkeit des inneren Kindes als genau das anerkannt wird. Die Hilflosigkeit eines Kindes ist nichts, wofür man sich schämen müsste. Als Erwachsene sind wir in der Lage, uns selbst zu helfen und die Erwachsenen zu sein, die wir als Kinder gebraucht hätten: tröstend, verantwortungsvoll und hilfsbereit.


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