Eine narzisstische Frau und Mutter hat oft eine Domäne in ihrem Leben, deren Können sie für sich beansprucht und bis zur Perfektion inszenieren möchte. Im Familienkreis bietet sich hier das Kochen, die gemeinsamen Familienessen statt.

Das Kochen als wichtiger Aspekt im familiären Geschehen ist normalerweise ein willkommener Anlass, um sich zusammen zu finden und zusammen zu genießen, sich zu unterhalten und zu lachen.

In einem narzisstischen Haushalt wird das Familienessen dazu genutzt, um Kontrolle und Macht auszuleben. Ein Narzisst tut niemals etwas für andere – er möchte immer etwas zurückbekommen.

Am Beispiel des Kochens sind das Komplimente. Wenn ich für mich alleine koche, kann das zwar durchaus befriedigend sein, da ich nicht nur mein körperliches Bedürfnis nach Nahrung stille, sondern vielleicht sogar mich an der Zubereitung und dem Endergebnis erfreuen kann. Oder einfacher formuliert: Es schmeckt mir. Und das ist doch Grund zur Freude.

Ein Narzisst hat bei diesem Szenario jedoch ein großes Problem: Wo ist das Publikum? Wo sind die Statisten? Ein Narzisst zieht seinen gesamten Selbstwert aus der Interaktion mit Anderen und diese Interaktion will er deshalb in jedem Fall kontrollieren und zu seinen Gunsten verlaufen lassen.

Für eine narzisstische Mutter sind deshalb Anlässe wie ein Familienessen perfekt, um den eigenen Selbstwert glattzubügeln und gleichzeitig die restlichen Familienmitglieder zu kontrollieren. So kann es sein, dass die narzisstische Mutter (oder Schwiegermutter) das Essen kocht, um das sie gebeten wurde – vielleicht aber auch nicht. Vielleicht mischt sie heimlich eine andere Zutat hinzu, mit dem Ergebnis, das es niemandem außer ihr mehr schmeckt. Vielleicht nimmt sie Rücksicht auf ihre Lieblingsfamilienmitglieder, nur um die anderen zu schikanieren. So oder so – es bleibt unberechenbar.

Diese Unberechenbarkeit ist es, die die Richtung für die Familienveranstaltungen bestimmt. Haben sich alle Familienmitglieder „benommen“ in den Augen der narzisstischen Mutter? Dann kann es sein, dass sie ihnen ihren Wunsch erfüllt. Oder hat sie das Bedürfnis, jemanden zu „bestrafen“? Dann wird sie das non-verbal durch das Kochen tun.

Um besagtes Essen dreht sich dann auch meistens die Kommunikation am Tisch: „Das schmeckt irgendwie anders“, „Ich kann/will das nicht essen“, „Es ist zu wenig“, „Ihr esst zu wenig“, „Ich will selbst nichts essen“ usw. und manchmal auch die ersehnten Komplimente „Es schmeckt gut.“ Durch die Obsession der narzisstischen Mutter wird das Essen gezwungenermaßen zu einem Thema für alle Familienmitglieder.

In jedem Fall entscheidet die narzisstische Mutter alleine, wer was isst. Es liegt allein in ihrer Gewalt, ob die Kinder essen, was sie essen oder wie sie essen. Die vorhergehende Kommunikation über das Essen und was gekocht werden soll, kann je nach Laune ignoriert oder falsch verstanden werden. Die Narzisstin ist hier gänzlich frei in ihrer Auslegung und ihrem Handeln. Diese ungesunde Fokussierung auf so ein alltägliches Ereignis wie das Kochen und dem zusammen essen, führt zu Stress bei allen Familienmitgliedern. Die Kinder verlieren ihr Mitspracherecht und ihre Entscheidungsmöglichkeit bei dem was sie essen wollen.

Das Ergebnis ist ein zwanghaftes Verhalten der Kinder bzw. der restlichen Familienmitglieder. Essen wird mit Zwang verknüpft. Denn die Wahrheit ist: Auch hier können die Kinder nur verlieren. Äußern sie ihre wahren Bedürfnisse, besteht ständig die Gefahr, dass es ignoriert werden könnte oder absichtlich ins Gegenteil verkehrt wird.

Um ein „angenehmes“ Miteinander zu erleben, müssen die Kinder funktionieren – also das essen, was die Mutter ihnen vorsetzt. Ohne Widerwillen. Ohne Kritik. Denn diese wiederrum führt zu noch mehr Bestrafung seitens der narzisstischen Mutter und das Beisammensein wird nur weiter zur Qual. Und persönliche Kritik für einen Narzissten bedeutet nun mal schon „Das schmeckt mir nicht“. Ein Anlass für die narzisstische Mutter gerade dies mit noch mehr Druck und Zwang zu beantworten. Ein Teufelskreis.

Mit Genießen hat diese Interaktion selbstverständlich nichts zu tun, weshalb sich als Erwachsener durchaus „seltsame“ und selektive Vorstellungen von Essen entwickelt. Das Ergebnis sind Erwachsene, die sich Angewohnheiten zulegen, die ihren Ursprung in einem Trauma haben. Dann wird kein Gemüse gegessen oder kein rotes Gemüse, kein grünes Gemüse, Nahrung, die nur auf EINE bestimmte Art zubereitet werden darf, kein Obst usw. Es besteht kein gesundes Verhältnis zum Essen oder zum Kochen.

Sondern die Entscheidungen, die als Erwachsener getroffen werden, beruhen einzig und allein auf den Entscheidungen, die ein Kind gerne getroffen hätte, aber nicht erlaubt war zu tun. Das Ergebnis ist ein zwanghaftes Essverhalten. Es ist der Zwang, den Zwang vermeiden zu wollen. Das verletzte innere Kind, das jedes Familienessen mit Stress verbindet, bestimmt die Bedürfnisse des erwachsenen Ichs.

Dann macht Essen keinen Spaß. Kochen macht keine Freude. Und auch das Verhältnis zu Lebensmitteln ist limitiert. Die natürliche Neugier des Kindes wurde aktiv unterbunden durch Druck, Zwang und Kontrolle – wie könnte sie als Erwachsener bestehen bleiben und sich in eine Leichtigkeit im Umgang mit Lebensmitteln verwandeln?

Denn wenn es nicht schmeckt, ist das für die erwachsenen Kinder immer noch eine Katastrophe – und für Außenstehende absolut unverständlich. Denn auch hier sitzt das Trauma tief. Schmeckt es nicht, ist der Abend gelaufen. Die emotionale Reaktion auf ein scheinbar schlechtes Essen mag wahrlich übertrieben erscheinen, doch ist sie nur das direkte Aufleben des emotionalen Traumas aus Kindheitstagen.

Denn war das Essen nicht gut, das die narzisstische Mutter gekocht hat, war der Abend tatsächlich gelaufen.

Das Frustrationslevel beim Kochen selbst ist dementsprechend niedrig angesetzt. Das Ergebnis ist, dass als Erwachsener nichts neues probiert wird, denn das Misstrauen sitzt tief. Kein Spaß, keine Neugier, kein Interesse an neuen Geschmackserfahrungen, an neuen geschmacklichen Welten. 

Die narzisstische Mutter hat es geschafft. Sie hat allen das Essen verdorben. Und doch passiert genau das, was immer passiert in der toxischen Familie: Alle setzen sich artig wieder an ihren Tisch.

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