Teil 1 der Serie: Trauma im Körper

Manchmal reagiert unser Körper, bevor wir überhaupt verstehen, was passiert ist.
Ein Geräusch, ein bestimmter Geruch, eine Geste – und plötzlich zieht sich etwas in uns zusammen. Unser Herz schlägt schneller, der Atem stockt, der Magen krampft sich zusammen.

Wir wissen, dass wir in Sicherheit sind – und doch fühlt es sich anders an.

Das ist kein Zeichen von Schwäche.
Es ist ein Zeichen von Erinnerung.

Trauma wird nicht nur in Gedanken oder Gefühlen gespeichert.
Es lebt im Körper – in Muskeln, im Atem, im Nervensystem.

Wie Trauma im Körper entsteht

Wenn wir eine überwältigende oder bedrohliche Situation erleben, reagiert unser Körper sofort:
Das Nervensystem schaltet in den Überlebensmodus.
Adrenalin, Cortisol, Herzschlag – alles bereitet uns auf Flucht, Kampf oder Erstarrung vor.

Ist die Gefahr vorbei, sollte sich das System wieder beruhigen.
Doch wenn das Erlebte zu intensiv war oder wir keine Möglichkeit hatten, uns zu schützen oder auszudrücken, bleibt ein Teil dieser Spannung im Körper stecken.

Das Nervensystem merkt sich, was einmal zu viel war –
und reagiert später auf Ähnliches, als wäre es wieder Bedrohung.

Der Körper vergisst nicht

Diese gespeicherten Reaktionen können sich sehr unterschiedlich zeigen:

  • Muskelverspannungen, die nie ganz loslassen
  • chronische Erschöpfung oder Schlafstörungen
  • Panik, die scheinbar „aus dem Nichts“ kommt
  • Taubheit, Leere oder emotionale Distanz

Viele Betroffene sagen: „Mein Körper weiß etwas, woran ich mich nicht erinnere.“
Und genau das beschreibt, wie tief körperliches Gedächtnis wirkt.

Trauma ist keine Schwäche des Geistes.
Es ist eine Schutzleistung des Körpers.
Eine Art, dich zu bewahren, bis du bereit bist, wieder sicher zu fühlen.

Das Nervensystem verstehen – ein erster Schritt

Unser Nervensystem hat zwei Hauptzustände:

  • Aktivierung (Sympathikus): Energie, Handlung, Kampf oder Flucht.
  • Beruhigung (Parasympathikus): Regeneration, Sicherheit, Ruhe.

Bei Traumaerfahrungen bleibt der Körper oft in einem Ungleichgewicht zwischen diesen beiden Zuständen –
mal übererregt, mal völlig abgeschaltet.

Heilung bedeutet nicht, „alles loszuwerden“.
Heilung bedeutet, wieder zwischen diesen Zuständen wechseln zu können, ohne sich darin zu verlieren.

Eine kleine Übung – Spüre dich sicher im Moment

Setze dich bequem hin.
Atme tief ein – und langsam aus.
Lass den Blick durch den Raum wandern.
Finde fünf Dinge, die du siehst.
Vier Dinge, die du berührst.
Drei Geräusche, die du hörst.

Das ist keine Flucht aus der Vergangenheit.
Es ist ein Zurückkehren in die Gegenwart.
Ein leises Signal an deinen Körper:
„Jetzt bist du sicher.“

Diese Übung kann dir helfen, wieder zurückzufinden und im Jetzt anzukommen.

Ein Weg der Geduld

Der Körper heilt in seinem eigenen Tempo.
Er öffnet sich, wenn er sich sicher fühlt – nicht, wenn wir ihn drängen.

Jede sanfte Bewegung, jeder bewusste Atemzug, jedes achtsame Wahrnehmen ist ein Schritt.
Heilung geschieht nicht, wenn wir kämpfen.
Sie geschieht, wenn wir wieder vertrauen lernen.

Weiterlesen in Teil 2:
Was im Körper passiert – das Nervensystem verstehen.

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