Was hasst der Narzisst?

Widerstand

Der Narzisst braucht sein Publikum, seine Statisten und kleinen Helferlein, um sein Schauspiel einer Person, die er nicht ist – aber gerne wäre – überhaupt erst darstellen zu können. Gleichzeitig betreibt er Raubbau an den Personen in seinem Umfeld, den (materiellen, wie auch inmateriellen) Ressourcen seiner Umgebung. Jeder Mensch erfüllt für den Narzissten einen Zweck und dient der Bedürfniserfüllung.

Unglaublich störend sind in dem Zusammenhang Menschen, die sich ihren zugedachten Rollen widersetzen. Sie stören das Schauspiel des Narzissten und verwirren sein Publikum. Denn selbst das unbedarfte Publikum wird bei Widerstand gegen den Narzissten misstrauisch, ob sein Schauspiel noch der Wahrheit entspricht. Und wiederkehrende Fragen kann der Narzisst nicht beantworten. Vielmehr sorgen diese für deutliche Risse in seiner Fassade.

Zudem lebt das Schauspiel des Narzissten von der Passivität seiner Statisten, Opfer und seines Publikums. Keiner beschwert sich, keiner stellt unangenehme Fragen. Der Narzisst braucht diese Art von passiven Personen um sich. Sie garantieren ihm, dass sein narzisstischer Missbrauch über Jahre funktioniert.

Denn ein aktiver Mensch, der ihm nicht das spiegelt, was er sehen möchte und seine Fassade anzweifelt, zeigt dem Narzissten etwas, dass er ebenfalls nicht besitzt: Echte Willenskraft.

Kontrollverlust

Was den Narzissten mehr als andere wütend werden lässt, sind Menschen, sie sich seiner Kontrolle entziehen. Denn das bedeutet, dass diese sein wahres Wesen erkannt haben und sich nicht (mehr) emotional manipulieren lassen. Sie sind nicht mehr Teil seines Schauspiels und können dieses nun stören. All seine Strategien und Mittel, um emotionalen Druck zu erzeugen, funktionieren nicht mehr.

Zudem hat der Narzisst aus seiner eigenen Unsicherheit und dem ewigen Mangelgefühl das Bedürfnis, seine Umgebung ständig kontrollieren zu müssen. Je weniger Kontrolle er über sich hat, umso größer das Bedürfnis alle anderen zu kontrollieren.

Dadurch bekommt er seine Selbsterhöhung gespiegelt und sieht seine Komplexe durch seine Machtgefühle gelindert. Menschen, die sich dieser Kontrolle entziehen, zeigen ihm, dass das, was der Narzisst sein Leben lang versucht in seiner Realität aufzubauen, schlussendlich niemals funktionieren wird.

Die Wahrheit

Für den Narzissten sind seine Lügen die Grundpfeiler seiner Realität. Durch Gaslighting bzw. eine kontinuierliche Realitätsverdrehung schafft er sich einen Raum, um seinen Missbrauch auszuleben und zu steigern. Die Wahrnehmung seiner Opfer wird immer wieder in Frage gestellt bis sein toxisches Verhalten fast „ungesehen“ stattfinden kann. Gleichzeitig benötigt der Narzisst Menschen um sich herum, die er als Projektionsfläche nutzen kann. Entweder um seine Komplexe gelindert oder seine Selbstüberhöhung dargestellt zu bekommen. Zudem möchte er keine Verantwortung für sein Fehlverhalten übernehmen müssen.

Was da natürlich ungemein stört, ist die Wahrheit seiner Opfer. Sein (manchmal mehr, manchmal weniger) perfides Lügengerüst, jahrelang erbaut mit Manipulationen, Unterstellungen und Unterdrückung, kann schnell ins Wanken geraten, sobald sich eine Person offen gegen seinen Missbrauch ausspricht.

Das fragile Selbstbild des Narzissten gerät durch eine Offenlegung seiner wahren Persönlichkeit in eine wahre Krise. Die perfekte Fassade bekommt Risse und damit der Lebensinhalt des Narzissten. Der absolute Kontrollverlust.

Dementsprechend aggressiv reagiert der Narzisst auf Menschen, die der Wahrheit zu nahekommen und sich vor allen Dingen frei und unabhängig von seinen emotionalen Nötigungen und Manipulationen bewegen. Hier wird dann sehr zeitnah auf eine potentielle Offenlegung mit einer Schmähkampagne und einer Denunzierung der Person reagiert. Oder die Person wird plötzlich aus dem Leben des Narzissten gestrichen, um jeder Begegnung und einhergehender Konfliktsituation entkommen zu können.

In jedem Fall sieht der Narzisst in der Wahrheit eine Bedrohung. Eine Bedrohung, dass seine sorgsam zurechtgelegten Lügen aufgedeckt werden und das Publikum und seine kleinen Helferlein, die er so dringend benötigt, sich von ihm abwenden.

Seine eigene Medizin zu schlucken

Für den Narzissten gehören seine Methoden des narzisstischen Missbrauchs zu seinem natürlichen Repertoire: Ignorieren, Silent Treatment, Gaslighting, Lügen, Kontrollieren, Unterdrücken, Lästern, Erpressen usw. Was aber nicht zu seinen Fähigkeiten gehört, ist es, seine eigene Medizin zu schlucken.

Wird der Narzisst ebenso behandelt wie er selbst sein Gegenüber behandelt, ist die Empörung über so viel Ungerechtigkeit natürlich groß.

Der Narzisst besitzt keine emotionale Bewältigungskompetenz für Konflikte und Probleme. Erst recht nicht für die von ihm angezettelten Probleme. Seine emotionale Reife ist tatsächlich mit der eines Kleinkindes gleichzusetzen. Dementsprechend unfähig ist er darin, selbst zu ertragen, zu bewältigen oder einfach selbst zu erleben, was er anderen angetan hat. Auch auf die eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten angesprochen zu werden, ist etwas, dass der Narzisst nicht aushalten kann. Wenn die narzisstische Persönlichkeit sich selbst reflektieren wollen würde, wäre er durchaus in der Lage sein Verhalten zu ändern.

Intelligenz und Empathie

Auch wenn sich narzisstische Persönlichkeiten gerne empathische Menschen als ihre Opfer suchen, ist es genau diese Fähigkeit der Empathie, die sie längerfristig enttarnt und zu Fall bringen kann. Ein Narzisst ist nicht empathisch. Er kann durchaus die Emotionen seines Gegenübers lesen, doch nutzt er dies nur für seine eigenen Zwecke aus, um sich einen Vorteil zu verschaffen.

Empathische Personen sind diejenigen, die die emotionalen Lücken wieder füllen wollen, die der Narzisst in der Partnerschaft hinterlässt. Eine endlose Aufgabe.

Doch eben diese natürliche Sensibilität ist es, die gepaart mit Reflexionsfähigkeit und Intelligenz, den Narzissten auffliegen lässt. Denn es ist niemandes Aufgabe, die Komplexe und negativen Gefühle des anderen zu lindern.

Die Freude der anderen

Eine narzisstische Persönlichkeit ist wahrhaft kein Gönner. Die Freude der anderen ist ihm ein Dorn im Auge, zeigt es ihm doch nur, dass andere Menschen ohne ihn glücklicher sein können.

Dies spiegelt ihm seine größte Angst, die eigene Entbehrlichkeit, wider und lässt ihn mit seinem wahren Wesen, seinen Neid- und Konkurrenzgefühlen alleine dastehen.

Wer sich selbst und seine inneren Wunden heilen kann, der wird merken, dass er in seinem Leben keinen Platz für solch toxische Energien hat und wird auch nicht mehr willig sein, ihnen diesen Platz einzuräumen. Menschen, die deshalb gesunde Grenzen setzen und sich selbst reflektieren können, lassen sich nicht mehr manipulieren oder unterdrücken. Sie sind frei und unabhängig von ihm – also ein wahrer Albtraum für den Narzissten.


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